Auch das Spiel des Frauen 1 in Balerna ging leider verloren, mit 2:0. Und auch hier gilt: Es hätte alles auch ganz anders kommen können.
Wie jetzt, sind sie jetzt verrückt geworden bei den Blausternen, dass sie nach dem sagenumwobenen Lügenbaron Münchhausen rufen? Natürlich nicht. Aber wir erinnern uns, der Baron behauptete ja unter anderem, er habe sich am eigenen Haarschopf aus dem Sumpf gezogen. Physikerinnen schütteln da nur den Kopf. Psychologen weniger, denn es ist durchaus möglich, sich mit positivem Denken aus einer misslichen Lage zu befreien.
Zum Spiel nur kurz: Es gibt einige Jobs im Fussball, die einmal besonders dankbar und dann wieder besonders undankbar sind. Die Position der Stürmerin zum Beispiel. Wenn es dir läuft, bist du die Heldin, sonst die Bölifrau. Undankbarer ist die Abwehr: Von dir wird eigentlich nur bei Patzern berichtet, auch wenn das Problem in einer Szene zunächst gar nicht bei dir lag oder wenn du noch am Lernen bist, was ja bei allen von uns irgendwann einmal der Fall war.
Das Spiel begann gut: Es waren kaum zwei Minuten gespielt, als Sibylle am linken Flügel entwischte. Der in höchster Not vor der Linie abgewehrte Ball fiel gleich nochmals Noëmi vor die Füsse, die versuchte, ihn in die weite Ecke zu schieben, wobei er dann leider aber auf der falschen Seite des Pfostens vorbeistrich. Grosse Torszenen gab es in der ersten Hälfte auf beiden Seiten nicht, bis zu einem ärgerlichen Ballverlust in Zone 1, der im Ansatz aber aus einem ungeschickten Rückpass entstand. Man kann auch sagen, dass das Heimteam eine unserer Schwächen gut erkannte und zudem unseren Aufbau von hinten konsequent störte. Die Folge war ein Ballverlust, ein Querpass der Gegnerin und ein zwar aus nächster Nähe erfolgter, aber nicht besonders kräftiger Abschluss, den Joëlle zwar erreichte, aber nicht richtig zu fassen kriegte, so dass der Ball via Innenpfosten ins Netz fiel (40.). Ganz ähnlich die zweite Hälfte: Gleich zu Beginn konnte Ale, die ihre Schnelligkeit mehrmals zur Geltung bringen konnte, am rechten Flügel durchbrechen und in den Strafraum laufen. Sie hätte aus spitzem Winkel selber schiessen können, hörte aber den Zuruf der mitgelaufenen Sese, spielte auch einen guten Pass, aber Sese war von hinten geschubst worden und stürzte vor der Ballannahme. Dem sonst guten Schiedsrichter reichte das nicht für einen Penalty - nicht alle Unparteiischen hätten hieer wohl gleich entschieden (49.). Die Blues bemühten sich in der Folge weiter um den Ausgleich, es gab einen Freistoss von Domi in der 53. Minute, den Torhüterin Chiara Canello nur mit Mühe unter Kontrolle brachte, Verwirrung vor der gegnerischen Schlussfrau in der 62. Minute, die mit einem Foulpfiff beendet wurde, eine Ecke von Sibylle, die Sese mit dem Kopf nicht optimal erwischte (77.). Dazwischen hatten wir auch Glück, als auf Farah Bachirs Flanke ins Zentrum Angelica Benecchi den Ball und damit auch das leere Tor nicht traf (65.). Zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit machte sie es dann besser und erzielte bei einem Konter frei vor Joëlle das 2:0.
Wir machen jetzt den "Goldfisch", wie Paede in Anlehnung an jenen Film über einen Fussballcoach meinte. Goldfische sollen ein sehr kurzes Gedächtnis haben, daher grübeln sie nicht über die Missgeschicke in der Vergangenheit. Goldfische gleichen also punkto Selbstkritik JournalistInnen. Wie auch immer: Nächstes Wochenende geht es wieder ins Tessin. Die Aufgabe in Gambarogno wird bestimmt nicht leichter, wie ein Blick auf Tabelle und Resultate zeigt. Aber das liegt uns besser, als wenn wir ein Spiel gestalten müssen. Die Vorrunde hat gezeigt, was auch gestern zu sehen war: Es sind die kleinen Unterschiede, die ein Team zum Fliegen bringen. Es braucht nur etwas Geduld. Grund zur Zuversicht gibt es durchaus, denn die (übrigen) Tabellennachbarn haben uns dieses Wochenende den Gefallen getan, allesamt ebenfalls zu verlieren.
SC Balerna - FC Blue Stars Zürich Frauen 1968 2:0 (1:0)
SR Gianluca Luzzetti